Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen:
Dynamik, Ursachen und Folgen von Vertrauen in öffentliche Kommunikation
Alles Lüge? Erodiert das Vertrauen zwischen Medien und Publikum? Schwindet die allgemeine Glaubwürdig-keit von Presse und Rundfunk und inwieweit ist damit ein Demokratiedefizit verbunden? In welchem Maße sind Kritik und Skepsis doch berechtigt und sogar angebracht?
Vertrauen in öffentliche Kommunikation ist eine Voraussetzung für die politische Willensbildung in einer Demokratie. Deswegen stehen im Projekt der Zustand sowie die Entwicklung von Vertrauen in öffentliche Kommunikation (z. B. in Medien, Politiker), dessen Ursachen und Konsequenzen, z. B. Vertrauen in politisches System oder Demokratie, in Deutschland im Fokus. Berücksichtigt wird im Forschungsprojekt ebenfalls der Wandel von Meinungsbildungsprozessen, die sich durch Digitalisierung von Kommunikation ergeben. Hierzu gehören beispielsweise die Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien sowie die Verrohung politischer Diskurse im Netz.
Für die Erklärung der Dynamik des Vertrauens in öffentliche Kommunikation werden im Projekt kommunikations- und politikwissenschaftliche Theorien sowie soziologische und psychologische Theorien – auf Mikro- (Individuum), Meso-(Institutionen) und Makro-Ebene (Gesellschaft) integriert.
Relevanz des Projekts
Ohne Vertrauen in öffentliche Kommunikation, in die kommunizierten Inhalte und die Institutionen, die diese Inhalte verbreiten, ist eine demokratische Willensbildung nicht möglich. Vertrauensverletzungen führen zu dysfunktionalem Verhalten, z. B. Unterstützung populistischer Parteien, Abkehr von der Politik.
Vertrauen in öffentliche Kommunikation ist auch im Zuge der Digitalisierung und Verlagerung öffentlicher Kommunikation jenseits traditioneller Medien ein zentrales Thema geworden. Damit zeichnen sich drei Bereiche ab, die die Säulen der Forschungsinitiative bilden und jeweils erforscht werden sollen: 1. Struktur
und Dynamik des Vertrauens in öffentliche Kommunikation, 2. Ursachen des Vertrauens 3. Folgen des Ver- oder Misstrauens in öffentliche Kommunikation.
Daten zum Medienvertrauen und seiner Entwicklung sind vor dem Hintergrund einer populistisch beeinflussten Politiklandschaft nicht nur essentiell zur Einschätzung demokratischer Gefahren, sondern auch für die Entwicklung konstruktiver Produktionsstrategien. Die Studie differenziert zwischen mehr oder weniger berechtigten sowie völlig unberechtigten Vorwürfen gegen die »Mainstream-Medien« und fragt nach Zusammenhängen zwischen Medienskepsis, Mediennutzung, politischer Einstellung sowie Verschwörungsmentalität.
Ziele
Ziel ist es, neben Momentaufnahmen der Vertrauenssituation auch langfristige Entwicklungen aufzuzeigen. Mit den bereits erhobenen neun Wellen stellt das Projekt den Beginn eines dauerhaften «Vertrauensmonitorings« dar.
Mit einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung zielt das Projekt darauf ab, ein theoretisch fundiertes Erklärungsmuster für Vertrauen und Misstrauen in öffentliche Kommunikation zu entwickeln, das verschiedene Mediengattungen auf differenzierte Weise betrachtet.
Methode und Umsetzung
Zur Beantwortung der Fragen fanden regelmäßige bevölkerungsrepräsentative Trendbefragungen statt (seit 2015 eine Welle jährlich). Die Ergebnisse der neunten Welle wurden im April 2024 veröffentlicht.
Förderung
Bis 2018 wurde das Forschungsprojekt sowohl von der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz als auch vom Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert. In 2019 und 2020 wurde die Erhebung aus Eigenmitteln der beteiligten Wissenschaftlern finanziert. Seit 2022 unterstützt die Bundeszentrale für politische Bildung die Langzeitstudie.